Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, was ich unter institutionalisierter Verantwortungslosigkeit verstehe.
Dieser Begriff beschreibt die Tatsache, dass sich Individuen ihrer eigenen Verantwortung nicht bewusst sind und diese auch nicht (mehr) tragen möchten und / oder können.
Einen Grund für die Zunahme dieser Verantwortungslosigkeit schreibe ich der Überbetonung von Prozessen und Standards im Rahmen des QM zu.
Konzentration auf Vorschriften und Verfahren
Wenn Unternehmen sich ausschließlich auf die Einhaltung von Vorschriften und Verfahren konzentrieren, verlieren Mitarbeiter ihre individuelle Verantwortung aus den Augen. Sie verlassen sich darauf, dass das System sie schützt. Das zeigt sich u.a. auch darin, dass Individuen innerhalb einer Organisation nicht für ihre Entscheidungen und Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden (können). Dieses Vorgehen führt zu einer Kultur, in der Fehler nicht offen angesprochen und Verantwortlichkeiten verwischt werden.
Verteilung von Verantwortung
Ein weiterer Aspekt ist die Tendenz, Verantwortung auf verschiedene Ebenen der Organisation zu delegieren. In vielen Unternehmen wird die Verantwortung für die Qualität von Produkten und Dienstleistungen auf Teams und / oder Abteilungen verteilt. Dies vermittelt den Eindruck, dass der Einzelne nicht persönlich für die Ergebnisse verantwortlich ist. Wenn ein Fehler auftritt, wird oft die Schuld auf das Team oder das System geschoben, anstatt dass Einzelpersonen zur Rechenschaft gezogen werden. Diese Endindividualisierung der Verantwortung fördert die institutionalisierte Verantwortungslosigkeit.
Ãœberregulierung - "QM hat alles im Griff!"
Durch Überregulierung und das Bestreben, alle Aspekte des Unternehmens zu kontrollieren und zu standardisieren, werden im Unternehmen viele Regeln und Vorschriften eingeführt. Leider wirkt eine zu hohe Regelwut nicht mehr unterstützend, sondern überfordert den Einzelnen. In einem starren System, das wenig Raum für Eigenverantwortung lässt, ist es für den Mitarbeiter schwer, Verantwortung für seine Entscheidungen zu übernehmen. Aus Angst vor einem Regelverstoß sinkt der Mut, Risiken einzugehen und innovative Lösungen zu finden. Wenn Unternehmen ihre Erfolge überbetonen und Misserfolge als Ursache darin sehen, dass es noch Fehler oder Unzulänglichkeiten im Prozess gibt, dann fördert dies die Haltung und Wahrnehmung, dass alles unter Kontrolle zu bringen ist.
FAZIT
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einführung von Qualitätsmanagementsystemen in Unternehmen viele Vorteile mit sich bringt, jedoch auch unbeabsichtigte Folgen haben kann, die zur institutionalisierte Verantwortungslosigkeit führen. Die Überbetonung von Prozessen, die Delegation von Verantwortung, Überregulierung und irreführende Kommunikation sind einige der Faktoren, die dazu beitragen.
Um die institutionalisierte Verantwortungslosigkeit zu minimieren ist es wichtig, eine Kultur zu leben, die das eigenen Denken fördert, die individuelle Verantwortung wertschätzt und Fehler als Lernmöglichkeiten wahrnimmt.
Bild von Pixabay von Tama66 / Peter H.
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